Glasherstellung

Glasherstellung seit der Steinzeit

Glas ist einer der ältesten Werkstoffe überhaupt und blickt auf eine 9000-jährige Geschichte zurück. Wann genau die Glasherstellung erfunden wurde, ist unbekannt, die ältesten Funde reichen aber bis in die Steinzeit zurück. Heute ist der Werkstoff Glas aus dem täglichen Leben nicht mehr wegzudenken.

Hätten Sie vermutet, dass in der ehemaligen Bundeshauptstadt Bonn eine Glashütte zu Hause ist, in der unter anderem die weltweit bekannten WECK®-Einkochgläser hergestellt werden? Nach dem kriegsbedingten Verlust der drei WECK®-Glashütten bei Cottbus und Görlitz wurde das Auslieferungslager der Firma WECK® für das Rheinland im heutigen Bonner Stadtteil Duisdorf zu einer Glashütte umgebaut. Hier werden seit 1950 Behältergläser für die abfüllende Industrie und Einkochgläser für die Haushalte produziert.

Heutzutage entstehen in Bonn-Duisdorf ungefähr eine Million Glasbehältnisse pro Tag, Konfitüren- und Honiggläser, Gurken- und Obstgläser. Die Glasherstellung läuft 365 Tage im Jahr im Vierschichtbetrieb, denn Glas-Schmelzöfen lassen sich nicht einfach übers Wochenende oder an Feiertagen abstellen.

Glasherstellung aus regional verfügbaren Rohstoffen

Glas wird aus natürlichen anorganischen Rohstoffen hergestellt, die nahezu unbegrenzt in der Natur vorkommen, und für das WECK®-Glaswerk auch in unmittelbarer Nähe. Quarzsand, der etwa 70% der Rohstoffe ausmacht, stammt aus Frechen westlich von Köln, der Kalk (10%) kommt aus der nahen Eifel, Soda (13%) aus dem Ruhrgebiet. Regionalität und kurze Wege sind auch bei der Glasherstellung wichtig! Neben diesen Hauptrohstoffen enthält die Grundmischung unter anderem auch noch geringe Anteile an Dolomit, der das Glas temperaturunempfindlicher macht, Feldspat, der es widerstandsfähiger macht, und Natriumsulfat, das Bläschenbildung verhindern soll.

Die Auswahl und die Anteile der jeweiligen Rohstoffe sind abhängig von den geforderten Eigenschaften der Glassorte und dem Herstellungsprozess. Mit dieser Mischung aus Primärrohstoffen, dem sogenannten Gemenge, kann nun die Glasherstellung beginnen. Aber jetzt wird noch eine entscheidende Zutat beigefügt: Recycling-Glas. Dieses spielt bei der modernen Glasherstellung eine wichtige Rolle.

Glas ist zu 100% wiederverwertbar, denn aus gebrauchtem Glas und aufbereiteten Glasscherben kann immer wieder neues Glas hergestellt werden. Jede Tonne recycelte Altglasscherben spart Energie, CO2 und Rohmaterialien bei der Glasherstellung. Im Behälterglasgemenge haben Altglasscherben den Sand als Hauptkomponente sogar ersetzt. Begleiten Sie jetzt den Werdegang des beliebten Tulpengläschens mit 220 ml Inhalt vom Sandkorn bis zur Verpackung!

Glasherstellung am Beispiel eines Tulpengläschens

Bei der Glasherstellung unseres Tulpengläschens werden die exakt portionierten Zutaten zusammen mit den fein zerkleinerten Glasscherben über eine Einlegemaschine in die Glasschmelzwanne eingeführt. Kontinuierlich wird diese Mischung auf Temperaturen über 1200°C aufgeheizt. Bei diesen Temperaturen verbinden sich die Zutaten zur Glasschmelze.

Jetzt wird es noch heißer: Nach dem ersten Aufheizen wird die Temperatur der Schmelze auf 1400 bis 1600°C erhöht, damit die Gasbläschen, die sich während der ersten Phase gebildet haben, aufsteigen und die Schmelze verlassen können. Um diesen Vorgang zu beschleunigen und Energie zu sparen, wird dem Gemenge als Läutermittel Natriumsulfat beigegeben.

Nun steht der nächste Schritt der Glasherstellung an, denn die Glasschmelze ist bereit geformt zu werden. Von der Schmelzwanne aus gelangt das flüssige Glas zum sogenannten Speiser oder Feeder. Hier werden einzelne Glastropfen aufs Gramm genau abgetrennt und fallen in die Formmaschine, in der in einem zweistufigen Prozess die Glasbehälter entstehen. Zuerst wird in einer Vorform der sogenannte Külbel hergestellt, der dann in der Fertigform zum gewünschten Behälterglas ausgeblasen wird.

Die kleinen Tulpengläser sind noch rotglühend und 500 bis 550°C heiß. Vollautomatisch laufen sie auf einem Förderband in Richtung Kühlofen, der alle Gläser in 30 bis 100 Minuten, je nach Größe und Wandstärke, auf etwa 110°C herunterkühlt. Dieser zeitaufwändige Prozess ist wichtig für die Stabilität der Behältnisse, damit keine Restspannungen im Glas bleiben, die zu Brüchen führen können.

Unser Tulpengläschen ist nach der eigentlichen Glasherstellung nun auf dem Weg zur Qualitätskontrolle. Sind Schlieren im Glas, Einschlüsse oder kleine Bläschen, hält das Glas einem genau definierten Druck stand? Schon bei den kleinsten Fehlern werden diese Gläser automatisch aussortiert, kommen zu den Scherben und werden wieder eingeschmolzen, d.h. sie bekommen sozusagen eine zweite Chance! Die kontinuierliche Kontrolle während der ganzen Glasherstellung garantiert die hohe Qualität der Gläser.

Nach der Glasherstellung und den diversen Qualitätskontrollen steht nun das Verpacken bevor. Die Gläser wandern auf den Laufbändern zur Paletten-Packstelle, werden gestapelt, in Folie verpackt und verschweißt. Schließlich kommen sie ins Vorratslager, wo sie auf ihre weitere Bestimmung warten.